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Wollschutzmittel      (PCSD/PCAD)

Schadstoffinformation

EULAN WA NEU wurde bis 1988 produziert und weitläufig als insektizides Ausrüstungsmittel gegen Mottenfraß u.a. in Wollteppichen und Naturfaserbodenbelägen eingesetzt. Heute können seine Wirkstoffe und Metaboliten in beachtlichen Konzentrationen in Hausstaub-Proben gefunden werden. Im folgenden Artikel wird deren Identifizierung beschrieben und das Belastungsausmaß in Wohnräumen in einer ersten Annäherung betrachtet. Die Notwendigkeit toxikologischer und epidemiologischer Untersuchungen wird diskutiert.  

Schutzmittel oder Gift ?  

Unter dem eingetragenen Warenzeichen EULAN produziert und vertreibt die Fa. BAYER AG seit Jahrzehnten Mittel zum Schutz von Wolle vor allem in Teppichen und Teppichböden sowie von Federn und Haaren in Tierpräparaten vor Motten und Käferfraß. Eine breite Produktpalette wurde bzw. wird unter Handelsnamen wie EULAN U 33, EULAN NEU, EULAN SPA, EULAN HFC uvm. geführt. Die Wirkstoffe umfassen ein weites Spektrum unterschiedlicher Substanzen wie Triphenylmethane, Permethrin, Sulfonamid-Derivate, Diphenyl-Harnstoff- Derivate, Phosphoniumsalze etc.. Von der Fa. CIBA GEIGY wird ein vergleichbares Produkt unter der Bezeichnung MITIN angeboten. Im Gegensatz zu diversen anderen insektiziden chemischen Zubereitungen genießen EULANE noch immer einen guten Ruf und bleiben bei der Diskussion über Schadstoffe in Innenräumen weitgehend unbeachtet. Erst in jüngerer Zeit begann eine kritische Diskussion über den Sinn und die möglichen gesundheits-beeinträchtigenden Auswirkungen einer Ausrüstung ("Eulanisierung") insbesondere von Schurwollteppichböden mit Permethrin. Im Rahmen von Pestizd-Analysen wurden Wirkstoffe und Metaboliten des Produktes EULAN WA NEU in Hausstaub-Proben identifiziert und das Belastungsausmaß in Wohn-Innenräumen untersucht.  

Bisheriger Kenntnisstand zu EULAN WA NEU  

Die insektizide Zubereitung EULAN WA NEU wurde von der Fa. BAYER AG nach eigenen Angaben bis 1988 produziert und vertrieben. Als Anlaß für die Produktionseinstellung werden "firmeninterne Gründe" genannt. Eingehendere Informationen über das Produkt werden vom Hersteller nicht angegeben, da diese nach dessen Bekunden sein Know-how sowie seine geschäftlichen Belange betreffen. Einer Produktinformation ist lediglich zu entnehmen, daß "ein mit EULAN WA NEU vorschriftsmäßig ausgerüsteter Wollartikel in toxikologischer Hinsicht für den Verbraucher ohne jedes Risiko" sei. Gemäß DIN-Sicherheitsdatenblatt des Herstellers  ist EULAN WA NEU chemisch als "Chlorphenylid Zubereitung" zu charakterisieren, wobei der Wirkstoff als ein nicht näher differenziertes "Aromatisches Sulfonamid-Derivat" bezeichnet wird.  

Laut einer Stellungnahme des "Bundesinstituts für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin" (BgVV) ist EULAN WA NEU als Textilschutzmittel bekannt, toxikologische Beurteilungen liegen dem Institut jedoch nicht vor, da Textilschutzmittel im Allgemeinen keinen Zulassungsverfahren unterworfen sind. Bei der Dokumentations- und Bewertungsstelle für Vergiftungsfälle des BgVVs erfolgten bislang keine (akuten) Vergiftungsmeldungen nach §16e Chemikaliengesetz zu diesem Mittel. Ebenso wenig wurden dieser Stelle gesundheitliche Beschwerden im Zusammenhang mit entsprechend ausgerüsteten Teppichen und Auslegeware aus Wolle mitgeteilt.  

Literaturstand  

In einer Publikation werden die wirksamen Inhaltsstoffe von EULAN WA NEU erstmals als Stoffgruppe der Polychloro-2(chlormethylsulfonamid)-diphenylether (PCSDs) identifiziert. Dabei konnten sowohl die Wirkstoffe selbst als auch deren Metabolite isoliert und mittels Gaschromatographie und Massenspektrometrie sowie über 1H-Kernresonanzspektroskopie chemisch identifiziert werden. Als Hauptkomponenten wurden dabei ein Penta- sowie ein Hexachloro-Isomer erkannt.  

Die neben den PCSDs festgestellten Polychloro2-amino-Diphenylether (PCAD) treten nach diesen Untersuchungen sowohl als industrielles Vorprodukt als auch als primäres biologisches Abbauprodukt der PCSDs auf.  

Die Wirkstoffe von EULAN WA NEU sowie deren Metaboliten wurden in Abwasser- und Fischproben nachgewiesen. Literatur zum Vorkommen von PCSD bzw PCAD in Innenraumproben ist uns bislang nicht bekannt.  

Bei der Untersuchung von Hausstaub-Proben auf Pestizid-Belastungen fiel im die Aufmerksamkeit auf eine häufiger auftretende, charakteristische Substanzgruppe. In eigenen Versuchen zur Identifizierung der Bestandteile dieser Gruppe wurden diese mittels gaschromatographisch / massenspektrometrischer Analysen als PCSD und PCAD erkannt. Der Vergleich mit den Literaturangaben ergab eine vollständige Übereinstimmung der Befunde. Zur Absicherung der Zuordnung dieser Substanzen als Inhaltsstoffe von EULAN WA NEU wurde der analytische Vergleich mit dem Originalprodukt herangezogen. Demnach ist sichergestellt, daß die als Wirkstoffe von EULAN WA NEU identifizierten PCSD/PCAD auch in Hausstaub-Proben anzutreffen sind.

Verfasser: Dr. Wigbert Maraun, Herbert Obenland