Als derzeit wichtigste Umweltschadstoffe werden die PCB
bezeichnet. Chemisch gesehen gehören sie zu den chlorierten Kohlenwasserstoffen und sind
gesundheitsschädigende Substanzen mit geringer biologischer Abbaubarkeit. PCB gelangen
vor allem durch Fertigungsprozesse in den Industrienationen in die Umwelt, wo sie über
Jahrzehnte stabil sind. Gerade die Bundesrepublik Deutschland ist eine der am stärksten
von PCB - Rückständen belasteten Regionen der Erde. Herstellung und Verwendung
PCB entsteht durch unkontrollierte Chlorierung von Biphenyl. Das
Produkt ist keine Einzelsubstanz, sondern ein Substanzgemisch, das je nach zugesetzter
Chlormenge die Konsistenz eines dünnflüssigen Oels, von Wachs oder die Zähigkeit von
Harz haben kann. Ihre Hauptverwendung war aufgrund dieser Eigenschaften bis 1972 auch der
Einsatz als Schmiermittel in Form von Getriebeölen, Hochdruckpumpenölen und
Schraubfetten.
In folgenden Produkten fanden PCB als Zusätze Verwendung:
Kunststoffe, Papierbeschichtungen, Klebstoffe, Imprägnierungs- und
Flammschutzmittel (z.B. in Türfurnieren oder Teppichböden), Kitte, Spachtelungs-,
Dichtungs- und Vergußmassen, Parkettfugen.
Eine weitere Anwendung war die Nutzung als Trägersubstanz für
Insektenvernichtungsmittel. Viele dieser Anwendungen waren offen, die PCB gelangten auf
einfachem Weg in die Umwelt. Insbesondere bei der Verbrennung von PCB - haltigen
Materialien in Müllverbrennungsanlagen wurden schnell große Mengen freigesetzt und über
den Schornstein in die Umgebung verteilt. Zusätzlich entstehen bei Verbrennungen an denen
PCB beteiligt sind, nicht unerhebliche Mengen hochtoxischer, chlorierter Dibenzofurane und
Dioxine, darunter auch das Sevesogift 2,3,7,8 - TCDD (Tetrachlordibenzoparadioxin). Als
weitere Verbreitungsquelle sind Mülldeponien zu nennen.
Seit 1972 ist der Einsatz der polychlorierten Biphenyle in der
Bundesrepublik auf geschlossene Systeme beschränkt: Verwendung in Transformatoren,
Kondensatoren und Hydraulikanlagen. Dennoch gelangen erhebliche Mengen mit dem Abwasser in
die Umwelt. PCB- Raumluftbelastungen können auch aus undichten Kondensatoren in
Neonröhren und elektrischen Geräten wie Waschmaschinen, Geschirrspüler,
Dunstabzugshauben etc. stammen. Bis 1983 wurden PCB -haltige Kondensatoren beim Bau
solcher Geräte verwendet.
Verteilung in der Umwelt
PCB sind außerordentlich stabil, sowohl gegen biologischen Abbau
als auch gegen Umwelteinflüsse. Einmal in die Umwelt gebracht verbleiben sie dort für
sehr lange Zeit.Sie verteilen sich sowohl mit der Luft als auch mit dem Wasser und sind
mittlerweile global verbreitet. PCB reichern sich stark in pflanzlichen und in tierischen
Fetten und somit in der Nahrungskette an. Vor allem Fisch und Milchprodukte enthalten oft
nennenswerte Mengen der Chemikalie. Für die meisten Menschen ist die Aufnahme mit der
Nahrung die Hauptbelastungsquelle. Auch der Mensch scheidet PCB nicht einfach aus, sondern
akkumuliert die Stoffe im körpereigenen Fett, was bei Frauen dazu führt, daß sich die
Muttermilch erheblich mit polychlorierten Biphenylen anreichert. Im internationalen
Vergleich sind die PCB - Umweltkonzentrationen in der Bundesrepublik besonders hoch.
Die Kinder haben hierzulande bereits höhere PCB - Konzentrationen im Fettgewebe als
Erwachsene in zahlreichen anderen hochentwickelten Industriestaaten.
Je höher die Belastung der Mutter gewesen war, desto schlechter
schnitten die Kinder mit 6 - 12 Monaten im psychomotorischen Test ab. Zwischen der Gruppe
mit der niedrigsten Exposition und der mit der Höchsten bestand ein Unterschied von 7 bzw.
8 Punkten in einer Indexskala nach Art von Standard - Intelligenz - Quotienten. Das
entspricht zwar noch keinem klinischen Befund, da PCB aber sehr weit verbreitet und viele
Babys betroffen sind, ist auch eine gering gradige Beeinträchtigung der
durchschnittlichen psychomotorischen Entwicklung von großer Bedeutung.
Mögliche gesundheitliche Störungen durch PCB:
Müdigkeit, allgemeines Krankheitsgefühl (z. B. Kopfschmerzen,
Leibschmerzen, Taubheit und Schmerzen in den Armen), Veränderungen des
Menstruationszyklus, Bronchitis, Ödeme der Augenlieder. Außerdem wurden geringere
Geburtsgewichte und Wachstumsverzögerungen bei Kleinkindern festgestellt.
In Reinluftgebieten liegt der Luftwert für PCB unter 1 ng/m3.
In Industriegebieten liegt die Konzentration zwischen 5 und 50 ng/m3.
Innenräume unter 100 ng/m3 werden als unbelastet angesehen.
Der Interventionswert (eh. BGA) bei dessen Überschreitung im
Sinne des vorbeugenden Gesundheitsschutzes unverzüglich Sanierungsmaßnahmen einzuleiten
wären, liegt bei 3000 ng/m3 (= 3,0 mg/m3).
Der MAK-Wert (maximale Arbeitsplatzkonzentration) liegt bei 1,0 mg/m3(= 1000 mg/m3 =
1000000 ng/m3).
Weitere Informationen zu PCB:
Schadstoffe
in Parkettklebern |